Über 100 Kreative Ideen in 30 Minuten: Die 6-3-5 Methode
Eine psychologisch gestützte Design Thinking-Technik
Fühlen sich Eure Brainstormings oft stagnierend und unproduktiv an? Vielleicht dominieren immer dieselben Stimmen die Diskussion, während andere schweigen. Möglicherweise wirken die Ideen, die eingebracht werden, repetitiv, und es fehlt der nötige frische Blickwinkel, um deine Herausforderungen effektiv anzugehen. Du stellst vielleicht fest, dass Meetings länger dauern als geplant, aber nur wenige umsetzbare Erkenntnisse liefern. Das verschwendet nicht nur wertvolle Zeit, sondern kann auch zu Frustration und sinkender Team-Moral führen.
Um effektiv kreative Lösungen zu generieren kannst du die 6-3-5-Methode einsetzen. Sie ist eine strukturierte Brainstorming-Technik und stellt sicher, dass jedes Teammitglied zur Problemlösung beiträgt und fördert eine vielfältige Ideenpalette. In nur 30 Minuten kann dein Team bis zu 108 neue Konzepte entwickeln, um Euer Problem zu lösen.
Wie die 6-3-5-Methode funktioniert
Zweck und Ziele
Innovative Ideen generieren: Das Hauptziel ist es, so viele Ideen wie möglich für ein gegebenes Problem zu entwickeln, wobei die Quantität über die anfängliche Qualität gestellt wird.
Gleichberechtigte Teilnahme fördern: Durch die gleichmäßige Einbindung aller Teammitglieder minimiert die Methode die Dominanz lautstarker Personen.
Kreatives Denken fördern: Sie eröffnet vielfältige und kreative Wege, indem sie die Perspektiven der gesamten Gruppe integriert.
Wann die 6-3-5-Methode eingesetzt werden sollte
Bedarf an neuen Perspektiven: Ideal, wenn neue und innovative Lösungen erforderlich sind.
Alte Muster durchbrechen: Nützlich, um von veralteten Methoden oder starren Strukturen wegzukommen.
Unbekannte Problemfelder: Effektiv, auch wenn das Team nicht mit dem Problemfeld vertraut ist, da Unbekanntheit zu einzigartigen Lösungen führen kann.
Inklusive Ideenfindung: Hilft dabei, Teammitglieder einzubeziehen, die in offenen Diskussionen zurückhaltender sind.
Benötigte Materialien
Problemstellung: Ein Whiteboard oder Flipchart, um das Problem klar darzustellen.
Ideen-Templates: Sechs Blatt Papier (eines pro Person), jeweils mit einer Tabelle aus drei Spalten und sechs Zeilen.
Schreibmaterialien: Stifte oder Bleistifte für alle Teilnehmenden.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Das Problem klar definieren
Schreibe Eure Problemstellung prägnant auf ein Whiteboard oder Flipchart.
Stelle sicher, dass alle Teilnehmenden das vorliegende Problem verstehen.
Ideen-Templates verteilen
Gib jeder Person ein Blatt mit einer Tabelle aus drei Spalten und sechs Zeilen.
Erkläre, dass jede Zeile einer Runde der Ideenfindung entspricht.
Erste Runde der Ideenfindung (3 Minuten)
Die Teilnehmenden schreiben in der ersten Zeile drei Ideen auf, jeweils eine pro Spalte.
Ermutige zu schnellem Denken und Schreiben, um Spontaneität zu fördern.
Blätter weitergeben
Nach drei Minuten gibt jeder sein Blatt an die Person zu ihrer Rechten weiter.
Diese Rotation wird nach jeder Runde fortgesetzt.
Auf vorherigen Ideen aufbauen
In der nächsten Zeile erweitern die Teilnehmenden die erhaltenen Ideen.
Sie können sie modifizieren, kombinieren oder sich inspirieren lassen, um neue Ideen zu generieren.
Prozess wiederholen
Wiederhole die Schritte 3 bis 5, bis alle sechs Zeilen gefüllt sind.
Die Methode beinhaltet typischerweise fünf Rotationen, sodass jede*r zu jedem Blatt beiträgt.
Sammeln und Überprüfen
Sobald alle Runden abgeschlossen sind, sammle alle Blätter ein.
Überprüfe die gesammelten Ideen als Gruppe.
Diskutiere, analysiere und bewerte, um die vielversprechendsten Lösungen zu identifizieren. Wie man das genau macht, ist ein Thema für eine weitere Ausgabe!
Vorteile der 6-3-5-Methode
Hohe Ideenmenge: Generiert schnell bis zu 108 Ideen.
Inklusive Teilnahme: Stellt sicher, dass alle Teammitglieder gleichberechtigt beitragen.
Erhöhte Kreativität: Baut auf kollektivem Denken auf und führt zu innovativeren Lösungen.
Strukturierter Prozess: Bietet einen klaren Rahmen, der die Sitzung fokussiert und effizient hält.
Einbindung ruhiger Mitglieder: Ermöglicht es weniger redseligen Personen, signifikant beizutragen.
Herausforderungen, die es zu beachten gilt
Oberflächliche Ideen: Das schnelle Tempo kann zu weniger detaillierten Konzepten führen.
Potenzielle Redundanz: Risiko der Wiederholung ähnlicher Ideen.
Nacharbeit erforderlich: Ideen müssen möglicherweise nach der Sitzung weiterentwickelt und verfeinert werden.
Tipps für eine effektive Umsetzung
Zeitmanagement: Halte strikte Zeitlimits ein, um das Momentum aufrechtzuerhalten.
Klare Anweisungen: Stelle sicher, dass alle den Prozess verstehen, bevor du beginnst. Aber überdenke es nicht – es erscheint komplizierter, als es tatsächlich ist.
Anpassungsfähigkeit: Passe die Anzahl der Teilnehmenden oder die Struktur der Templates bei Bedarf an.
Offenheit fördern: Schaffe ein Umfeld, in dem alle Ideen ohne sofortige Kritik willkommen sind.
Fokus auf Quantität zuerst: Priorisiere das Generieren vieler Ideen, bevor du sie auf Qualität bewertest. Ideen dürfen so verrückt wie möglich sein!
Die Wissenschaft hinter der Methode: Warum die 6-3-5-Methode funktioniert
Die 6-3-5-Methode basiert auf psychologischen Prinzipien, die ihre Effektivität bei der Förderung von Kreativität und gleichberechtigter Teilnahme erklären. Dieses Kapitel beleuchtet die Wissenschaft hinter der Technik und zeigt, wie Konzepte wie gleichberechtigte Teilnahme, Minimierung von Groupthink, Verteilung der kognitiven Belastung und schnelle Ideenfindung zu ihrem Erfolg beitragen. Indem du diese zugrunde liegenden Faktoren verstehst, entdeckst du, wie die Methode menschliche kognitive Prozesse nutzt, um Kreativität und Innovation zu fördern. Dieses Wissen validiert nicht nur die Nutzung der 6-3-5-Methode, sondern befähigt dich auch, sie effektiver in deinem Team umzusetzen.
Gleichberechtigte Teilnahme
Herausforderungen im traditionellen Brainstorming
Soziales Faulenzen: In Gruppensituationen könnten Individuen weniger Anstrengung zeigen, da sie sich weniger für das Ergebnis verantwortlich fühlen. Einen guten Überblick dazu geben Simms und Nichols (2014).
Produktionsblockaden: Dominante Stimmen können Diskussionen monopolisieren und andere daran hindern, ihre Ideen zu teilen. Diehl und Stroebe (1987) fanden heraus, dass solche Produktionsblockaden die Effektivität von Brainstorming-Gruppen signifikant reduzieren.
Wie die 6-3-5-Methode diese Herausforderungen überwindet
Strukturierter Input: Indem alle ihre Ideen unabhängig aufschreiben, stellt die Methode gleichberechtigte Beiträge sicher und eliminiert Unterbrechungen.
Inklusives Umfeld: Dieses Setup ermutigt Beiträge aller Teammitglieder, einschließlich eher introvertierter Personen, die in Gruppensituationen möglicherweise weniger geneigt sind, sich zu äußern. Nijstad und De Dreu (2002) schlagen vor, dass diverse Gruppen mit aktiver Teilnahme aller Mitglieder kreativere Lösungen produzieren.
Minimierung von Groupthink
Verständnis von Groupthink
Definition: Groupthink tritt auf, wenn der Wunsch nach Harmonie zu Konformität führt, abweichende Meinungen unterdrückt und zu suboptimalen Entscheidungen führt. Irving Janis (1972) führte dieses Konzept ein und hob hervor, wie Gruppendruck kritisches Denken unterdrücken kann.
Wie die 6-3-5-Methode hilft
Unabhängige Ideenfindung: Teilnehmende entwickeln ihre Ideen eigenständig, bevor Gruppeneinflüsse sie beeinflussen können, was den Konformitätsdruck reduziert.
Erhöhte Kreativität: Dieser Ansatz fördert einzigartige und innovative Lösungen, indem er den Einfluss dominanter Meinungen minimiert.
Bessere Entscheidungsfindung: Die Förderung von kritischem Denken und vielfältigen Sichtweisen führt zu robusteren Ergebnissen. Mullen, Johnson und Salas (1991) fanden heraus, dass nominale Gruppen – in denen Individuen unabhängig Ideen generieren – interaktive Gruppen sowohl in der Menge als auch in der Qualität der Ideen übertreffen.
Verteilung der kognitiven Belastung
Theorie der kognitiven Belastung
Begrenztes Arbeitsgedächtnis: John Swellers (1988) Theorie besagt, dass eine Überlastung unseres Arbeitsgedächtnisses die Problemlösungsfähigkeiten beeinträchtigt.
Informationen bündeln: Das Aufteilen von Aufgaben in kleinere Einheiten verbessert die kognitive Verarbeitung und Merkfähigkeit.
Wie die 6-3-5-Methode dies adressiert
Schritt-für-Schritt-Prozess: Teilnehmende bauen schrittweise auf Ideen auf, was die mentale Belastung reduziert.
Verbesserter Fokus: Die Methode verbessert die Fähigkeit, Ideen zu verarbeiten und zu entwickeln, indem sie die kognitive Belastung verteilt.
Tieferes Denken: Unterstützt durchdachte Beiträge, indem alle sich darauf konzentrieren können, Ideen zu verfeinern, anstatt völlig neue zu generieren.
Schnelle und effiziente Ideenfindung
Die Kraft der Quantität
Quantität führt zu Qualität: Alex Osborn (1953), der Begründer des Brainstormings, betonte, dass das Generieren vieler Ideen die Chancen erhöht, außergewöhnliche Lösungen zu finden.
Reduziert Selbstzensur: Das schnelle Tempo der 6-3-5-Methode fördert spontanes Denken und weniger Überanalyse.
Wie die 6-3-5-Methode dies erleichtert
Timeboxing: Kurze Intervalle fördern schnelle Ideenfindung und verhindern, dass Teilnehmende zu viel nachdenken und ihre Ideen selbst zensieren.
Hoher Output: Durch die Produktion zahlreicher Ideen in kurzer Zeit maximiert die Methode Produktivität und Kreativität.
Outro
Wir hoffen, dieses Briefing hat dir gefallen und du fandest es für dich und deine Organisation wertvoll. Wenn ja, würden wir uns sehr freuen, wenn du diesen Beitrag an ein bis zwei Personen weiterleitest, die ihn ebenfalls nützlich finden könnten!
Bis nächste Woche!
Quellen
Diehl, M., & Stroebe, W. (1987). Productivity loss in brainstorming groups: Toward the solution of a riddle. Journal of Personality and Social Psychology, 53(3), 497–509.
Janis, I. L. (1972). Victims of groupthink: A psychological study of foreign-policy decisions and fiascoes. Boston, MA: Houghton Mifflin.
Miller, G. A. (1956). The magical number seven, plus or minus two: Some limits on our capacity for processing information. Psychological Review, 63(2), 81–97.
Mullen, B., Johnson, C., & Salas, E. (1991). Productivity loss in brainstorming groups: A meta-analytic integration. Basic and Applied Social Psychology, 12(1), 3–23.
Nijstad, B. A., & De Dreu, C. K. W. (2002). Creativity and group innovation. Applied Psychology, 51(3), 400–406.
Osborn, A. F. (1953). Applied imagination: Principles and procedures of creative problem-solving. New York, NY: Charles Scribner's Sons.
Simms, A., & Nichols, T. (2014). Social loafing: A review of the literature. Journal of Management, 15(1), 58-67.
Sweller, J. (1988). Cognitive load during problem solving: Effects on learning. Cognitive Science, 12(2), 257–285.
Beste Grüße,
Moritz und Nico
Wirtschaftspsychologie-Briefing